Dienstag, August 31, 2004

tranquilo

Tranquilo fue este fin. Montag war Feiertag. Wir hatten also ein langes Wochenende. Ich habs aber recht relaxed verbracht. Samstag war ich mit Carolina, meiner peruanischen Bekannten aus Weimar, im Centro del Lima auf einem Handwerkermarkt, na ja eben einer der vielen Märkte die Indodinge verkaufen, Klamotten, Schmuck und Panflöten und so. Ich hab mir die obligatorische Chuyo gekauft, diese Mütze mit den Ohren, und nen Pulli, weil es is immer noch kalt. Ich war abends mit Cristhian, meinem amigo PUCP, was trinken und vielleicht lass ich mich ja mal auf ein Surfabenteuer mit ihm ein. Irgendwie bin ich aber scheu mit dem Surfen, weil sich das bei Kremer immer so schwierig angehört hat. Sonntag war ich zum Mittagessen mit Familie bei Carolina eingeladen und somit gut unterhalten. Montag hab ich was für die Uni getan und ein bisschen Alibisport betrieben. Ich brauch dringend irgendwie Bewegung, sonst werd ich ´n totaler Schlaffi. Mal schaun ob ichs zum Unibasketball schaffe.

Sonntag, August 29, 2004

el tráfico

Der Verkehr, ja das is was in Lima. Ich versuch ja nun schon seit zwei Wochen hinter die Verkehrsregeln zu steigen, aber is nich. Ich glaub es bestätigt sich eher der theoretische Ansatz des "gibt´s nich". Wer zuerst fährt gewinnt und Ampeln sind eh nur Stromverschwendung oder halt schöne bunte Lichter in der Nacht. Ein bisschen Ordnung stellt sich nur ein, wenn ein Verkehrspolizist oder -zistin da steht. Den Autos nach zu urteilen scheint es auch öfter mal zu krachen, denn Autos ohne Beulen gibt´s kaum, obwohl ich erst einen Unfall gesehen hab. Bewundernswert ist auch was für Autos noch in der Lage sind zu fahren. Ich will sagen, hier gibt´s derartige Schrotthaufen auch der Straße, denen hätte ich meiner bisherigen Erfahrung nach keine drei Meter mehr zugetraut. Alles wo die Hupe noch funktionier fährt. Ohne Hupe ginge das nich, denn die Hupe is das wichtigste Teil am Auto. Das ganze erinnert mich ein bisschen an Jamaica. Da funktionierts ja ähnlich, nur glaub ich sind die Hupen hier etwas leiser. Gehupt werden muss zB beim Abbiegen, auf Kreuzungen, beim Überholen oder wenn jemand am Straßenrand steht. Es gibt also genug Gelegenheiten. Ganz obligatorisch ist auch richtig lange zu hupen wenn man länger als drei Sekunden steht und glaub nicht schuld zu sein.
Was der Stadt definitiv fehlt is ein öffentliches Verkehrmittel, eine U-Bahn oder so. Da gabs wohl mal das Projekt "Tren electrico", so eine Art S-Bahn. Zustande gekommen sind aber nur 10km und einige Betonruinen, der Rest "una corrupción impresionante", wie Paulina sagt.
Also ich fahr meistens "Combi" oder "Micro", so ein kleiner Kastenwagen mit viel zu kleinen Sitzen. Ich sag lieber Micro, weil die Dinger echt zu klein sind für mich. Is das gleiche wie ein Minibus für Eingeweihte. Funktioniert auch ähnlich und kostet in der Regel ein Sol, also 25 Cent. Betrieben wird der Micro von einem Fahrer und einem Belader, Fassungsvermögen so etwa 15 Fahrgäste. Gibt´s so was wie Buslinien? Es gibt so was, aber ich glaub nich, dass man da was drauf geben kann. Die fahren eh dahin wo sie wollen. Manche sagen auch, dass die Farben der Busse aussagekräftiger sind als die Nummer. Na ja, ich frag halt immer bevor ich einsteige. Das erscheint mir am sichersten.
80% der Autos sind Taxis. Ein Taxi kostet durch die halbe Stadt so etwa 6 Sol, also 1,5 Euro. Bei mehr als 5 Fahrgästen sagt man dann "Colectivo". Ich bin mir nicht sicher, aber könnte sein das wir den Jamaica Rekord schon gebrochen haben, 8 Leute und Fahrer macht 9 insgesamt; müsste mir mal wer bestätigen.

Freitag, August 27, 2004

clase

Eigentlich sollte man im August Urlaub haben und eigentlich sollte es der wärmste Monat des Jahres sein, aber beides trifft hier jetzt mal nicht zu und ich hab die erste Woche Uni hinter mir. Das heißt auch, dass sich schon fast etwas Routine einstellt. Es war durchaus etwas anstrengend, aber eigentlich hab ich mich gut zurechtgefunden. Den Campus überblickt man recht schnell und es kommt mir nicht wirklich doppelt so groß vor wie Ilmenau. Dabei sollten es doch etwa 15 000 Studenten sein, die sich hier tummeln. Wie ist das nun an einer privaten EliteUni? Man schreibt gleich mal nen Test und es werden wohl auch regelmäßig weitere kommen. Denn was im Stundenplan als Practica auftaucht ist eigentlich ein Test. Meine Fächer sind etwas problematisch, weil ich durcheinander gewählt hab und sich alles überschneidet, außerdem will ich ja Montag frei haben. Ne Lösung hab ich noch nich gefunden. Der Campus is wirklich schick, grün und ruhig, dh er unterscheidet sich ganz gewaltig vom Rest der Stadt. Donnerstag scheint immer so etwas wie Kulturtag zu sein, mit Konzerten und anderen Veranstaltungen. Und ich hab die Mediothek entdeckt. Das ist ganz klasse, da gibt´s nämlich wirklich fast alle guten Filme zum ausleihen.
Außerdem hab ich in der Mensa gegessen und deshalb, klar is das Uniessen schuld!, hab ich jetzt Verdauungsdurcheinander. Hat´s mich also nach zwei Wochen auch mal erwischt.

Montag, August 23, 2004

viajeros

So langsam wars ja Zeit für den ersten Ausflug und so hab ich mir Freitagnacht überlegt, dass ich doch nicht in Lima bleibe sondern mit nach Ica fahre. Und so standen wir, also die fünf Mädels und ich, Freitag Morgen da ohne irgendeinen wirklichen Plan. Aber dank den zwei peruanischen Unterhändlern, die noch in Lima Central zu uns gestoßen sind, ging alles irgendwie und irgendwann doch in Ordnung. Als Peruaner weiß man halt wies läuft und kann die besseren Preise aushandeln. El Guia ?Omar? y la seguridad ?Muzza?.
Ica ist etwa 4h südlich von Lima. Auf der Fahrt nach Ica und in Ica ist mir deutlich geworden, dass Lima im Vergleich ja doch eine reiche Stadt und die Hauptstadt ist. Der größte Teil der Peruaner ist für den Normaldeutschen eben unvorstellbar arm. Von Ica sind wir weiter nach Huacachina gefahren, einer Oase in den Dünen. Da wars wirklich schön, viel schöner in Lima und nachmittags hat sogar die Sonne geschienen. Ich hab ja immer noch meine Probleme mit dem Winter im August.
Samstag war Dünentag. Wir haben eine Sandbuggy Sandboarding Tour gemacht. Sandboarding ist ungefähr so wie Snowboarding auf Skateboards ohne Rollen, aber eben im Sand. Rutschen tut das nicht so gut und zu kurz wars Board auch. Lustig isses allemal gewesen, besonders weil Katja besonders spektakuläre Abflüge geleistet hat. Zwei Tage Kopfschmerzen lassen grüßen. Abends wollten wir ja nicht feiern, weil wir ja am Abend vorher gefeiert haben, habens aber doch gemacht und weil wir keine Unterkunft hatten durften wir bei Gino auf den Sofas schlafen.
Sonntag sind wir dann nach einem kleinen bisschen schlafen nach Pisco gefahren, um uns die Islas Ballestas anzugucken. Die ganze Gegend ist ein Naturpark und auf den Inseln gibt?s Unmengen von Vögeln und außerdem auch Pinguine und Seelöwen. Pinguine sind im Pazifik ganz normal und Seelöwen sind einfach nur faul. Obwohl es im Reserva Nacional de Paracas kaum Pflanzen oder Tiere gibt, außer Seetiere natürlich, ist die Landschaft auch ganz beeindruckend, weiße Strände, Meer, Sand und Felsen. Wenn ich mal ein ruhiges Wochenende verbringen will fahr ich wieder hin.

Freitag, August 20, 2004

la Católica

Jetzt sind wir vollständig. Die restlichen Hausbewohner sind auch angekommen. Ich glaub wir werden miteinander klarkommen.
Am Mittwoch war der erste Tag an der Uni. Wir sind immatrikuliert worden, haben unsere Kurse gewählt und einen amigo PUCP bekommen. Amigo PUCP ist eigentlich ein Tutor. Meiner nennt sich Cristhian und is echt in Ordnung. Ich glaub aber, dass jemand was falsch gemacht hat bei seiner Namensvergabe, Cristhian. Der Campus is der ruhigste Ort in Lima den ich bisher kenne. Die Catholica is wirklich gut betucht und ausgestattet. Wir waren nach dem offiziellen Teil noch in einer Bar und haben uns mit den Peruanern angefreundet.
Gestern gabs gleich wieder Program von der Uni und wir haben eine Fotoausstellung über den Terrorismus in Peru besucht. Ich wusste bisher nicht so viel darüber. Von 1980 bis 2000 gab es zwei Terrorgruppen in Peru, den Sendero Luminoso, maoistisch und die MRTA, marxistisch. Ich glaub es ist schwer zu sagen wie es dazu kam, aber die Zustände waren gegen Ende der 80iger Kriegsähnlich.
Am Abend war ich mit Katja, Jade - einer Französin und einigen Mexicanern in einem Jazzlokal. Die Livemusik war zwar Folk, aber das macht ja nix und wir sind dann noch in eine typischere und einfachere peruanische Bar gegangen. Da wars billiger. Der normale Bierpreis ist do etwa acht Soles pro Liter, also zwei Euro. Peru ist insgesamt deutlich billiger als Deutschland.

Montag, August 16, 2004

el centro

Wir haben heute el centro del Lima besucht.
Die Fahrt dorthin hat schon einmal wieder gezeigt, dass es keine kleine Stadt ist dieses Lima. Ich muss sagen im Zentrum ist eine Mange los. Es ist praktisch der alte, koloniale Teil Limas. Gewarnt wird natürlich wieder viel, obwohl ich mich bisher ja noch nie bedroht gefühlt und auch noch nichts Schlimmes gesehen hab. Jose ist aber auch keine Sekunde von unserer Seite gewichen. Ich fands schon ganz nett im Zentrum, ein gewisser alter Flair und viel Betriebsamkeit. Für einen verwöhnten Europäer siehts aber wohl doch eher schlimm oder verkommen aus; Peru ist kein Land der ersten Welt.
Der Smok ist noch etwas schlimmer als in Miraflores. Nach ein paar Stunden hat man einen gewissen Geschmack auf den Lippen. Ob Blei so schmeckt? Durch Smok und Dunst kann man ein paar Hügel hinter der Stadt erahnen.
Ich werd irgendwann mal ohne Kamera und irgendwas losziehen, um ein bisschen unbeschwerter durch die Strassen ziehen zu können. Es gibt eine Menge zu sehen.
Unglaublich viele Autos hat Lima. Es gibt ja auch nix anderes, U-Bahn oder so. Da das zum großen Teil alte ausrangierte US Karren sind kommt der Smok hier nich von ungefähr.

Sonntag, August 15, 2004

primer tres dias

So schnell gehts. Ich bin schon drei Tage lang in Perú. So weit weg war ich ja wirklich noch nie. Gut 20 Stunden hats gedauert von zu Hause bis nach Lima. Das is ja sogar schnell. Der Atlantik hatte wie erwartet nich so viel zu bieten, aber der Amazonas hat mich schon sehr beeindruck. Drei Stunden lang gabs nur Bäume zu sehen. Das ist definitiv ein großer Wald mit nem großen Fluss. Den muss ich mir mal noch aus der Nähe ansehen. Jose und Carla, Geschwister von Leo, bei dem Katja wohnt, haben mich und Katja am Flughafen abgeholt und gleich auch noch zum Essen eingeladen. So haben wir gleich am ersten Abend einen wahren peruanischen Eindruck bekommen. Solche Gastfreundschaft ist beeindruckend und lobenswert.

primer día, viernes
Das war ein langer Tag. Wir sind den ganzen Tag mit Carla unterwegs gewesen, die uns als buena guia durch die halbe Stadt geführt hat. Morgens haben wir nur mal kurz auf den Campus geschaut und das erste Einkaufscenter unter die Lupe genommen. Nach einem ersten typisch peruanischem Essen, secco con arroz, sind wir nach Miraflores zu meiner Wohnung gefahren. Katja wohnt in Jesus Maria. Das ist ein recht durchschnittlicher Stadtteil, mehr peruanisch und näher an der PUCP. Miraflores ist eine der reichen Ecken, mit mehr Europäern, aber auch mehr Ausgehgelegenheiten. Ich werde mit Paulina und fünf Austauschstudenten zusammen wohnen. Paulina ist Literaturprofessorin, sehr nett und auch erst 27. Sie hat das Haus gerade neu hergerichtet und is auch nur so eben damit fertig geworden, oder noch nicht fertig, triffts wohl eher. Ansonsten is bisher nur Alison da, die Kanadierin. Abends waren wir in Barranco, ich, Katja, Alison, Carla, Jose und Carlos. In Barranco gibts eine Reihe von Bars. Der Abend war gelungen, mit dem ersten peruanischen Bier, südamerikanischer Musik und einer Menge feiernder Peruaner. Barranco wird mich wieder sehen.

segundo día, sabado
Ich wollte ja nix machen und mich vorsichtshalber ausruhen. Hat auch fast geklappt, bis mich abends, wo ich mit Katja und Alison ja nur kurz was trinken wollte, Carolina gesehen hat, eine peruanische Freundin aus Weimar. Auf jeden Fall sind wir so in einer Geburtstagsfeier gelandet, die sich gewaschen hatte. Irgendwie war das Verhältnis ungleich, aber angenehm. Drei Ausländer und ca. 15 Peruanerinnen. Ganz fit war ich wirklich nicht, aber man geht ja auch nicht einfach nach Hause. So wurde also getrunken und die Peruanerinnen können trinken, mindestens so gut wie Katja, bis der Sicherheitsdienst die Gläser weggeräumt hat, weil sich zwei von den Mädels damit auf den Kopf hauen wollten, aus mir noch nicht ganz durchsichtigen Beziehungsdingern oder doch nur Temperament. Vielleicht is das ja auch üblich hier, weiß ich noch nich.

tercer día, domingo
Wir haben uns Miraflores mal genauer angeguckt und sind was rum gelaufen. Ich war das erste Mal am Pazifik! Außerdem hat die Sonne geschienen und das muss hier im Winter echt nen Wunder sein, weils eigentlich immer verdunstet sein sollte. Ganz komisch is auch der Regen. Der nieselt nämlich nur und heißt garúa. In Deutschland is das Wetter im Moment schöner. Ansonsten wär der Tag echt unspektakulär gewesen, wenn ich nicht noch die Alarmanlage ausprobiert und den Sicherheitsdienst kennen gelernt hätte.

Am Rande
Lima ist nicht ganz so klein, sondern mit 8 Millionen Bewohnern wohnen hier ungefähr doppelt so viel Leute wie in Berlin. Aber so sind die Städte in Südamerika halt. Da gibts noch größere.

Montag, August 09, 2004

principio

So! Ich habe mir ja auch etwas überlegt, um meine neusten Neuigkeiten in die Welt zu bringen. So gibts jetzt einen meinen Peru Blog. Die Frage die ich mir im Moment noch stelle ist welche Sprache ich hier wohl vorziehe? Deutsch, Englisch oder Spanisch? Ich kann mich nicht wirklich entscheiden und so sieht es im Moment nach einem faulen Kompromiss aus, indem ich einfach so schreibe wie ich grade lustig bin. Außerdem hoff ich ja selber, dass ich die Ausdauer habe in so einigermaßen regelmäßigen Abständen zu schreiben.
Noch bin ich ganz zu Hause in Kürten, aber so langsam stelle ich mich auf die Reise ein und bin doch schon ganz gespannt und gefreut drauf. Im Moment ist es ja wirklich schön hier und der Sommer ist auch super, aber wie's so ist, die Ferne ruft. Weit weg muss ich und alles sehen.