Montag, November 29, 2004

Huaraz

Huaraz ist eine Stadt eingeschlossen von der Cordillera Blanca auf der einen und der Cordillera Negra auf der anderen Seite. Das obskure an den beiden Bergketten ist, dass sie völlig unterschiedlich sind und dabei keine 100km auseinander liegen. Die Cordillera Negra liegt auf der Pazifikseite und ist damit dem trockenen Küstenklima ausgesetzt, wo hingegen die Cordillera Blanca mit den höchsten und schneebedeckten Bergen Perus aufwarten kann, darunter der über 6700m hohe Huascaran. Im Verglich mit Lima ist Huaraz natürlich ein Dorf. Während in Lima die Uhr regiert scheint hier die Zeit still zu stehen. Wo in Lima die Hektik in den Strassen regiert, die Menschen rennen und der Busfahrer schon losfährt bevor man ganz eingestiegen ist, geht es hier um Vieles gemütlicher zu, die Hälfte der Menschen in der Straße scheint einfach ruhig zu warten oder zu schwätzen und der Bus fährt erst wenn er voll ist und der Fahrer Lust hat. Ein bisschen Ruhe tut gut.
Samstag hab ich mich auf eine Bustour zur Lagune Llanganuco begeben. Das ganze war ein bisschen touristisch, aber so konnte ich das beste aus meiner Zeit machen. Die Landschaft war wieder einmal typisch für Peru beeindruckend. Um eine ausgiebigere Tour zu machen müsste man aber mindestens drei Tage wandern oder über eine Woche um den Huascaran zu erklimmen. Meine Bustour hat mich bis nach Caraz geführt und nach Yungay. Yungay ist nach einem Erdbeben 1970 von einem Erdrutsch verschüttet worden und mit ihm fast seine gesamten über 20000 Bewohner.
Sonntag hatte ich genug vom Busfahren und bin zu Fuß los. Ich hab die Wari Ruinen in Wilcahauin besucht und ausgiebig vom 13jährigen Führer erklärt bekommen. Der Junge hat mich schon beeindruckt. Die Gegend ist sehr traditionell und um so weiter man von der Stadt und den großen Strassen weg kommt um so freundlicher werden die Menschen. Im Anschluss an meine Wanderung habe ich mich in den Thermalen in Chancos ausgeruht. Das ist eine Art Saunahöle und soll ganz vorzüglich gesund sein. Aber wie kommt so eine heiße Quelle in 3000m zu Stande? Geologie ist rätselhaft!

Donnerstag, November 25, 2004

Elos

Langsam bekommt der Mittwoch Tradition. Wir sind gestern wieder länger als wir uns das gedacht haben in Elos abgestiegen. Elos ist eine von den berüchtigten Bars gegenüber von der Católica. Die Bars sind absolut nur mit dem Nötigsten ausgestattet, Tische, Stühle, Fließen, Bier, Kühlschrank, Musik und Klo. Nach vollbrachten Examen oder aus spontaner Laune steigt hier die peruanische Elite ab. Es trifft sich alles was gerade die Idee hatte ein Bier trinken zu gehen. Es kommt nicht drauf an wo man ist, sonder mit wem und auf welche Weise man seine Zeit verbringt. Das sind die besten Orte, um Pläne zu schmieden und Leute kennen zu lernen. Und das es ausgerechnet wieder Mittwoch ist hat in mir doch viele Erinnerungen an alte Mittwoche im Platz geweckt. Eigentlich ist Mittwoch doch der wichtigste Tag der Woche.

Montag, November 22, 2004

Salsa

Welche neue Erkenntnis hat das Wochenende gebracht?
Am Strand wird man auch mit Wolken braun und der Humboldstrom ist immer noch saukalt.
Samstag sind wir ins Timbalero, eine Salsadisko, gegangen. Der Laden war schon recht groß und voll gepackt mit Peruanern, die es nun einmal drauf haben mit dem Salsa tanzen. Da steht man als Nichtperuaner immer mal wieder blöd da, aber wir geben uns ja Mühe. Es war vor allem gut, weil fast die ganze Zeit live gespielt wurde. Zwei Salsagruppen haben sich einmal durch die Salsageschichte gespielt und es ist mal wieder spät geworden.
Katja und ich organisieren grade die Sommerrundreise und wollen versuchen bis nach Brasilien zu reisen. Die brasilianischen Strände locken. Wir haben auch unseren Rückflug nach Deutschland reserviert. Am 8ten März geht es zurück in die nordische Sphäre.

Donnerstag, November 18, 2004

2 : 1

"poropopo, poropopo, el que no salta, es un chileno maricon"
Peru contra Chile. Es war mal wieder Fußball, mal wieder gings um die WM Qualifikation. Peru ? Chile das garantiert doch eine temperamentvolle Partie mit viel Rivalität. Schließlich sind Peruaner und Chilenen ja Lieblingsfeinde. Das lässt sich schon rein historisch und aus Kriegszeiten ablesen. Jetzt war ich also das zweite Mal in meinem Leben bei einem größeren Fußballspiel und es war eindeutig ein Erlebnis. Ein Stadion mit 40 000 Peruanern und vielleicht 100 Chilenen das vor Emotion vibriert hat. Zugegeben das Kräfteverhältnis war nicht ausgeglichen, aber die Partie hatte alles was man sich vorstellen kann, auch die nötige Verrücktheit. Es gab eine ganze Menge Torchancen, ungültige und gültige Tore, Durcheinander und auch Ordnung, einen kleinen Faustkampf, zwei rote Karten und ein glückliches siegreiches Peru. Ich hatte ja nicht auf Peru gewettet, aber sie haben verdient gewonnen und ich könns ihnen. Vielleicht wird?s ja doch noch was mit dem Besuch in Deutschland 2006. Manchmal gings schon ganz schon dreist zu. So wurde das armselige Häufchen chilenischer Fans in der Halbzeitpause, weil es sonst kein Unterhaltungsprogramm gab, mit Urintüten beworfen und bei den Eckbällen wurden die Spieler von einem Polizeischild vor der gefährlichen Nähe zum Fanmop geschützt. Fußballspieler zu sein ist gar nicht immer so ungefährlich.

Montag, November 15, 2004

Marcahuasi

Im zweiten Anlauf geschafft! Durch halsbrecherische Schluchten und mit Reifenschaden sind ich und Omar Freitag nach San Pedro de la Casta gefahren. Von Lima sind es etwa sechs Stunden Fahrzeit. Was zum größten Teil an der Straße und den Bergen liegt. Immerhin hab ichs auf der Rückfahrt das erste Mal mit der Angst zu tun bekommen, als der Bus da so auf den Abhang zuschaukelt ist. San Pedro ist wirklich ein peruanisches Dorf wie man es vorstellt und hat einen fenomenalen Ausblick in die Schluchten der Anden. Strom gibts hier seit etwa einem Jahr, Dank der Wasserkraft. Die Leute sind wirklich freundlich und versuchen natürlich auch ein bisschen vom Tourismus zu profitieren. Marcahuasi bleibt aber sicher etwas für die härteren Abenteuer.
Samstag sind wir dann früh aufgebrochen und losgezogen. Es ist schon etwas anderes in einer Höhe von 3000m bis 4000m mit Rucksack zu marschieren. Letztendlich sind wir die 1000 Höhenmeter aber in gut zweieinhalb Stunden über den camino largo erklommen und ohne Höhenkrankheit auf der Ebene im Anfiteatro angekommen. Die Steinformationen sind wirklich beeindruckend und es gibt viele Geschichten dazu. Sie sind entweder von Wind und Wetter geformt worden oder von Menschen oder von Außerirdischen. Mit Fantasie kann man aber viel entdecken, Gesichter, Menschen und Tiere. Der Ausblick von Marcahuasi ist der Wahnsinn. Mir ist schon einige Male mulmig geworden. Irgendwie kam ich mir manchmal eher wie in einem Flugzeug und nicht wie mit festem Boden unter den Füßen vor, wenn ich die über hundert Meter hohen Klippen runtergeguckt hab. Mal davon abgesehen, dass wir uns ja über den Wolken befunden haben. Wettermäßig wars zum Glück nicht zu kalt, meistens neblig und manchmal mit Sonne. Die Stille hier Oben ist einmalig. Wir sind über die Ebene gewandert und ich hab mir la Fortaleza angeguckt. Das ist einer von zwei Orten mit Ruinen in Marcahuasi, wobei ich mich wirklich frage wer zum Geier auf die Idee gekommen ist in einer solchen Gegend überhaupt etwas zu bauen. Aber die Bauern kommen ja auch mit ihren Eseln und Kühen hierherauf. Es ist auch gar nicht so tot wie man bei 4000m denken mag, sonder gibt ein ganze Menge Pflanzen und Gräser, Lagunen, Vögel und ein paar Tiere. Am Abend hat uns dann doch die Höhenkrankheit und Anstrengung ganz ordentliche Kopfschmerzen beschert. Der Sonnenuntergang bleibt trotzdem ein Erlebnis, wie die Sonne so zwischen ein paar Bergspitzen unter den Wolken verschwunden ist. Omar hat zur Verbesserung der Situation, nachdem er beinahe das einzige Feuerzeug zerstört hatte, seine Taschenlampe nicht mehr tat und wir wirklich fertig waren, ein Opfer gebracht. Nach dieser Opfergabe mit Kokablättern und Rum ist in der Nacht der Himmel aufgeklart und hat uns einen Sternenhimmel beschert wie ich ihn noch nie gesehen hab. Leider kenn ich gar keine Sternbilder von der Südhalbkugel. Da muss ich mal etwas gegen unternehmen.
Sonntag haben wir uns die andere Hälfte von Marcahuasi, mit den Ruinen Chullpas und el Rostro de la Humanidad, angeguckt. In anderthalb Stunden überquert man die ganze Ebene. Dann sind wir mit der großen Erwartung von einem guten Lomo saltado den camino corto nach San Pedro abgestiegen. Marcahuasi ist ja gar nicht weit entfernt von Lima und trotzdem gibt es gar nicht so viele Leute in Lima, die schon einmal hier waren. Auf jeden Fall ist dieser Ort einmalig und alle Strapazen wert. In San Pedro haben wir sogar noch einen Condor gesehen.

Sonntag, November 14, 2004

Rostro

llevamos muchas impresiones
de la montaña al valle
del cielo al río

arriba el aire es frío,
libre y claro
abajo esta tapado
enterrado por asfalto

llevamos la cabeza clara
intentamos protegirla
caminamos por los nubes
bajamos por la serpiente

llevo un amor en mi corazón
y no muere
unidad con el cielo
captamos una estrella fugaz

la humanidad es vivo
un sueño cerca
hasta siempre

Dienstag, November 09, 2004

Fin de Lima

Ich hab ein unternehmungsreiches Wochenende in Lima verbracht.
Samstag war ich in el Centrum einkaufen. Dh ich habe mich dem Pirateriemarkt hingegeben und mich auf die Suche nach Musik und Filmen im berüchtigten "El Hueco" gemacht. Ich bin auch fündig geworden. Ganz so einfach ist es gar nicht spanischsprachige Filme zu finden, weil der Filmmarkt hier total mit Hollywoodmüll überschwemmt ist und die sind dann alle auf Englisch mit Untertitel. Das lohnt sich ja nicht mit nach Deutschland zu nehmen. In der Nacht war la Fiesta de Ingenieria und damit ist die Feierwoche der Ingenieure zu Ende gegangen. Entsprechend viel war los und so richtig ausgelassen isses gewesen. Ingenieure sind ja schon um einiges standhafter als so ein paar Geisteswissenschaftler.
Sonntag war der siebte November und ich hab mir den dicksten Sonnenbrand meines Lebens im November geholt, als ich den Strand zwischen Miraflores und Barranco ausprobiert hab. Irgendwie ist die Sonne hier echt hinterlistig. Der Sonnenbrand macht sich nämlich erst nen halben Tag später bemerkbar.
Montag hab ich ja nicht viele Klassen und deshalb zähl ich das immer mit zum Wochenende. Ich hab endlich San Cristobál besucht. Das ist der Hügel hinter dem Zentrum von Lima auf dem das Kreuz steht. Es war ein relativ klarer Tag für limasche Verhältnisse und deshalb hatte ich auf eine gute Aussicht gehofft. Von San Cristobál aus hab ich aber eingesehen, dass es doch noch ein recht versmogter Tag war, obwohl montags ja immer das beste Wetter ist. Ich glaub das liegt daran, dass sonntags ja nicht so viel Verkehr ist und deshalb ist die Luft montags sauberer und es ist schöner. Das Ende von Lima hab ich nicht gesehen, falls man das überhaupt sehen kann. Auf jeden Fall kommt mir die Stadt jetzt doppelt so groß vor wie vorher, weil ich ja noch nie einen Überblick über den Teil hinter San Cristobál hatte und da isses mindesten noch mal so groß wie Vorne.
Freunde von Juan Carlos, El Paso, spielen heute Abend in Barranco elektronische Musik in La Noche. Das werden wir uns angucken.

Donnerstag, November 04, 2004

El Frónton

Wir haben heute auf El Frónton gedreht. Damit haben unsere Dreharbeiten zum letzten Dokumentarfilm begonnen. Wir sind von La Punta mit einem Fischerboot zur Insel gefahren. In wie weit die ganze Dreherei legal war weiß ich nich genau. Auf jeden Fall sind wir etwas über eine Stunde zur Insel gefahren, vorbei an der Marina de la guerra, die 1986 nach dem Gefängnisaufstand der Terroristen die Zerstörung des Gefängnisses und die Hinrichtungen auf der Insel verübt hat. So haben sie damals kurzer Hand ca200 gefangene Terroristen beseitigt. Auf der Insel gibt es seitdem die Ruinen des Gefängnisses unter denen eine nicht eindeutige Zahl von Gefangenen begraben ist. Am gleichen Tag wurde übrigens damals die Internationale Sozialisten Kongress mit Willi Brand eröffnet. Das ist ein starker Kontrast auf den Ruinen zu stehen, die von einer Heerschar von Vögeln besetzt sind, vor denen einige Fischer nach Muscheln tauchen und hinüber nach Lima zu schaun. Es gibt ein Gefühl davon wie nah und brutal die Zeit des Terrorismus in Peru war.

Mittwoch, November 03, 2004

Meisje

Es ist schon wieder ein Filmfestival in Lima. diesmal europäisch. "Gegen die Wand" ist auch dabei. Wir haben uns heute einen belgischen Film, Meisje, angeschaut. Am Anfang hat er mir ja nicht gefallen, aber am Ende ist er doch sehr überzeugend. Da kann man mal Ausschau halten. Sarah hat uns zu sich eingeladen und wir haben dann viel zu lange im elften Stock in San Isidro aufm Balkon gesessen und geschwätzt. Ein schicker Ausblick is es.
Mal schauen ich glaub wir werden gleich mal wieder im JazzZone beim Flamenco vorbeischauen.

Montag, November 01, 2004

Alianza

Der Sonntag war wieder wesentlich aktiver. Wir waren im Jungel wandern. Santo hat uns nach Alianza gefahren und mit zwei Freunden von ihm verkuppelt. Alianza ist ein Dorf gut eine Stunde von La Merced entfernt. Hier ist man wirklich aufm Land, aber es gibt noch etwas Strom und ein Telefon. Ich bin immer etwas hin und her gerissen, ob das jetzt romantisch naturistisch is oder Armut. Leben tun die Menschen hier ja trotzdem. Mit westlichen Bedürfnissen darf man das nicht betrachten. Da liegen mehr als eine Welt dazwischen. Hier haben die Menschen ihre Schwierigkeiten und wir haben unsere.
Elibrando und Steve haben uns 2,5 Stunden durch den Jungel zu einem Wasserfall geführt. Am Anfang war es noch ein Pfad am Abhang. Am Ende ging es einfach nur noch zwischen Busch und Baum bergab. Hin und wieder kam uns ein campesino mit einem Esel entgegen. Was die beiden für eine Fitness haben ist beeindruckend. Und wer käme von uns auf die Idee so etwas in FlipFlops zu versuchen? Wir haben den beiden 15 Sol, also in etwa 4 Euro für die Tour gezahlt. Nach der Tour sind wir noch eine Weile in Alianza geblieben, haben gegessen und beim Fußball zugeschaut. Was man hier bestellt muss zum Teil erst noch gefangen werden. Ich kann mir schon vorstellen hier ein ruhiges Wochenende zu verbringen. Alianza heißt auch ein Fußballclub in Lima. Ich hab mir aus Sonnenschutzgründen eine Alianzacap gekauft. Der erste Fußballfanartikel meines Lebens.
Am Abend sind wir wieder auf Kneipensuche gegangen. Heute is ja Feiertag, Día de los Muertos und de la Canción Criolla. Wir haben dann wirklich etwas Musik gefunden, doch am unterhaltensten is es immer noch auf der Straße.
Auf dem Rückweg nach Lima haben wir in Tarma gestoppt und ich hab jetzt auch Cuy probiert. Umgehauen hats mich nich. Is nich so viel Essbares dran an so einem Meerschweinchen. Tarma ist wirklich nett und hat schon fast Flaniercarakter.
Die Fahrt von La Merced (700m) bis nach Lima ist wirklich beeindruckend. Man kommt in acht Stunden durch so viele Landschaften. Begonnen im Jungel verschwindet die Vegetation bis Tarma fast vollständig. Tarma ist eher wie Steppe. Man fährt durch ein Tal und der Abgrund am Straßenrand wird immer größer. Das sind die Strecken in den Anden, die manche Leute lieber im Dunkeln fahren, um es nicht zu sehen. Von Tarma klettert man immer weiter in die schroffen Berge, vorbei an Bergseen und Minen. Bis man schließlich auf fast 5000m im Schnee steht. Es ist nicht viel Schnee, aber der erste den ich in Peru sehe. Dann geht?s rasend bergab bis man schließlich am Pazifik ankommt. Das ist Peru, Pazifik, Anden und Amazonas.